Ich habe euch ja schon viel vom Einkaufen erzählt. Von toten Fischen, angetatschtem Fleisch, am Handy spielenden Verkäufern und so weiter. Was ich noch nicht erzählt habe, glaube ich zumindest, sind die Verkäufer, die sich im Supermarkt die Nägel abknipsen (auch das ist hier so ein Ding. Das wird einfach überall gemacht. Im Park, im Supermarkt – bei Nic im Büro, aber dort dann immerhin in einen Mülleimer. Gefühlt trägt jeder Bürger hier einen Nagelknipser mit sich rum – sehr oft sieht man diese auch am Schlüsselbund hängen. Vermutlich mit Ersatz, falls das geliebte Gerät mal kaputt geht. Ich hab keine Ahnung…). Oder diejenigen, die in der Fernsehabteilung zu dritt auf dem Boden sitzen und schauen, was so läuft (auch davon hab ich noch irgendwo ein Foto).
Worüber ich noch überhaupt nicht geschrieben habe sind aber die vielen kleinen Lebensmittelgeschäfte hier an der Straße. Gemüse oder Obst, manchmal auch beides. So kann man nicht nur in den Markthallen, großen Hypermärkten (wie Carrefour und Co offiziell bezeichnet werden) oder kleinen Supermärkten wie Lianhua oder Dia, seine frischen Einkäufe tätigen, sondern eben auch in den ganz kleinen „Löchern in der Wand“, wie ich diese Geschäfte liebevoll nenne. Allein in den drei Blocks um unser Compound herum gibt es unzählige dieser Geschäfte. Und ganz akut frische Sachen (mal Orangen oder Äpfel oder oder, aktuell sind es z.B. Koksnüsse) kann man oft an der Ampelecke direkt von einem Laster runter kaufen. So weiß man immer, welches Obst gerade Saison hat. Auch ganz praktisch. Ich muss euch mal Fotos von den ganzen kleinen Geschäften und den Lastern machen – wahnsinn, wie schnell man sich hier an gewisse Gegebenheiten gewöhnt. Immer erst wenn ich darüber nachdenke, wie ich das einem Besucher von zu Hause zeigen würde, oder was ich bloggen könnte, fällt mir wieder auf wie anders die Welten manchmal sind – und wie leicht ich von der Einen in die Andere wechseln kann und mich wohl fühle.
Manchmal muss man ein bisschen aufpassen, dass man in den kleinen Läden nicht übers Ohr gehauen wird (erst Recht, wenn man so schlecht Chinesisch spricht wie ich und kein Einheimischer ist); aber wir haben einen ganz neuen Supermarkt bei uns gegenüber, kürzester Weg, verrückte Öffnungszeiten (wie so oft hier. Es ist eben offen, wenn jemand da ist) und sehr nette Verkäuferin. Ich glaube, seitdem ich letzthin 3 kg (in Worten: drei Kilos) Mangos gekauft habe, mag sie mich. Ich gehe aber auch echt gern zu ihr.
Gestern wollte ich wissen, was eine bestimmte Frucht (Grün, etwas größer als ein Apfel, mit langem Stiel, aber sonst ein bisschen wie ein mega-mutierter Granny Smith) ist und habe ihr – wie ich das seit neuestem immer mache – mein Handy hingehalten, sodass sie es direkt auf Chinesisch in die Übersetzer-App tippen oder malen kann (dazu erzähle ich euch in den kommenden Tagen auch noch ein bisschen mehr). Das ging irgendwie nicht so wie geplant und dann kamen andere Kunden, doch als ich soweit war und meine Einkäufe auf ihre Waage gelegt habe, hielt sie mir dann ihr Handy hin, mit den betreffenden chinesischen Zeichen. Die konnte ich fix abmalen – und siehe da, dann wollte ich diese seltsam anmutende Honigmelone doch probieren und hab mir eine Kleine eingepackt. War sehr aromatisch und den Kauf definitiv wert!
Mittlerweile gehe ich zum Obst kaufen eigentlich nur noch in den Laden. Das hat mehrere Gründe: Ich mag es, im „Tante Emma Laden“ einzukaufen – und auch wenn sie das Obst genauso im Großhandeln einkauft und es quasi keinen Unterschied macht, ob ich es bei Tesco, Carrefour oder ihr kaufe – so hat man doch das Gefühl, den kleinen Einzelhandel zu unterstützen. Außerdem ist die Frau sehr viel freundlicher als die Wiegedamen beim Hypermarkt (übrigens ein reiner Frauenberuf, ich habe da tatsächlich noch nie einen Mann wiegen sehen) und es drängelt sich auch keiner vor und schubst mich von hinten aus dem Weg um vor mir dran zu sein. Natürlich kommt dazu, dass ich einfach nur schnell einmal durch den Compound wackeln muss, zur kleinen Tür raus und über die Straße. Noch näher ginge es nur, wenn sie bei uns drin verkaufen würde. Zu guter letzt ist das Obst einfach paradiesisch und wirklich günstig. Sie hat ihre Preise meist ausgeschildert und wir haben mittlerweile so eine Kundenbindung (auch darüber werde ich euch in den nächsten Tagen mehr erzählen. Das hat hier meinem Gefühl nach noch mal eine andere Bedeutung als in Deutschland), dass ich mir sicher bin nicht über’s Ohr gehauen zu werden. Außerdem spreche ich gerne meine paar Brocken chinesisch mit ihr; erkläre ihr zum Beispiel, dass ihr Obst sehr wohlschmeckend ist oder wünsche ihr eine gute Nacht wenn ich spät dort bin. Überhaupt sollte ich meine paar Brocken viel mehr einsetzen – wenn ich nur nicht so schüchtern wäre, mit Muttersprachlern zu reden.
Alles in allem mag ich diese kleinen Supermärkte, so lange sie ein bisschen sauber sind und die Ware frisch aussieht. Nachdem der 鲜乐园水果超市erst vor ein paar Wochen aufgemacht hat ist das beides noch gegeben.
Xian leguan shuiguo chaoshi (Frisches paradiesisches Obst Supermarkt)
Das ist das Tor – dahinter die Straße und dahinter der Supermarkt
Honigmelone, Drachenfrucht, Honigmelone, Erdbeeren, Avocado und Jackfruit
Auslage mit Erdbeeren, Jackfruit, Ananas, Orangen (mit hoher Müllproduktion) und Äpfel
*sabber* Foodporn vom feinsten, vielen Dank für die fruchtigen Fotos!
Was ist denn „Jackfruit“? Kenne ich gar nicht^^
Jackfruit ist die größte Baumfrucht der Welt und in tropischen Regionen verbreitet. Die Dinger können mega groß werden. Das erste mal hab ich sie auf Bali probiert und finde sie tierisch gut. Hier gibt es auch getrocknete Jackfruit-Chips, die bringe ich Dir nächstes Mal zum probieren mit. Ich finde, die geben einen guten Eindruck vom Geschmack wieder.
https://en.m.wikipedia.org/wiki/Jackfruit