Dem Buddhismus auf der Spur…

… naja, oder so ähnlich. Wir sind ja nicht in Indien. Aber Siddharta Gautama war nach Überlieferungen mal hier, auf dem Mandalay Hügel.

Aber mal von vorne. Das Erste was wir von Myanmar im Anflug sehen, ist Staub. Vielleicht ist es auch Luftverschmutzung, aber eigentlich macht es auch keinen Unterschied. Unter dem Strich bleibt die Auswirkung die Gleiche: man sieht nicht bis zum Horizont. Aber das, was man da im Anflug sehen kann ist schon sehr beeindrucken: goldene Pagoden und Stupas so weit das Auge reicht.

Mein Schwager war vor einigen Jahren schon hier und hat uns den Tipp gegeben (Danke, Alex :)), lieber gestern als morgen Myanmar zu bereisen. Noch ist das Land sehr untouristisch, doch die Zahlen scheinen exponentiell zu steigen. Und jetzt haben wir es endlich geschafft.

Hier bestätigt sich wieder das Zitat von Hans-Magnus Enzensberger: „Der Tourist zerstört was er sucht, indem er es findet“

Doch man wünscht diesem Land den touristisichen Erfolg, weil es es so bitter nötig hat und weil es so wunderschön und beeindruckend ist. Ein zweischneidiges Schwert… die Fahrt vom Flughafen zum Hotel offenbart ein horrendes Müllproblem. So viel Müll haben wir schon lange nicht mehr in der Natur gesehen… zuletzt vielleicht bei unserem ersten Besuch in Sorong, oder damals auf Bali (beides Indonesien).

Die Burmesen sind nicht reich, das zeigt sich auf den ersten Blick. Umso beeindruckender, wie sehr sie ihren Glauben mit Gold ausleben. Pagoden, Stupas, Statuen – das Land darbt doch die Pilgerstätten sind verziert und es wird gespendet als gäbe es keine anderen Sorgen. Und hier wird auch gelebt „a smile goes a long way“ – wenn man mit einem Lächeln auf die Menschen zugeht sind sie unglaublich freundlich und liebenswert. Allein heute hatten wir so viele Menschen, die uns ihr 2-3 Brocken Englisch zeigen wollten, es war geradezu rührend. Manchmal schauen sie einen etwas verschämt oder neugierig an, doch sobald mal lächelt erfüllt ein Strahlen ihr Gesicht und sie fragen wie es geht, woher man kommt oder machen Fotos von/mit einem. Ähnlich wie zu unseren China-Zeiten (wir sind ja erprobt…), aber doch etwas zurückhaltender und charmanter.

Unsere Tour heute hat uns zum Mandalay Hügel geführt, danach mit dem Tuktuk ins Hotel und nach einer kurzen Verschnauf- und Abkühlungspause nochmal los zum Palastgelände. Nach knapp 14.000 Schritten auf der Uhr war es gar nicht so leicht, sich noch mal aufzuraffen, doch es hat sich gelohnt! Seht selbst!

Sonnenaufgang vom Hotelzimmer aus Eine Tankstelle… inklusive Kompressor für Reifenluft Immer schön aufpassen wo man hintritt… Spazieren entlang des Palastgrabens hin zum „Mandalay Hill“, der Hügel im Hintegrund Stupas an der Kuthodaw Pagode. Weltdokumentenerbe, hier sind die einzigen Schrifttafeln mit dem Pali-Kanon hinterlegt, direkte Überlieferungen von Siddharta Gautama Immer schön die Schuhe und Socken an religiösen Stätten ausziehen! Blick auf den Hügel mit seinen Pagoden Und Blick vom Hügel runter Hier der Graben um die alten Mauern sehr gut zu sehen Siddharta Gautama war nach Überlieferungen auf dem Hügel und hat vorhergesagt, dass unten mal einen blühende Stadt entstehen wird. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde Mandalay dann zur Hauptstadt des Königreichs und die Prophezeiung erfüllt. Daran gedenkt diese Buddha Statue Steiler Aufstieg zum „Gipfel“ Säulengänge wir hatten das Glück, den Meistern beim Schneiden der Spiegel für die Mosaike zuzusehen. Sehr beeindruckend…… wie hier alles verspiegelt ist. Das Wetter war übrigens, wie der tiefblaue Himmel andeutet, grandios. Nach dem ganzen Laufen erst mal eine Tuktuk Fahrt zurück zum Hotel… Blick auf das Palastgelände vom Aussichtsturm Und hier noch mal in der Übersicht. Sehr beeindruckend des Gelände, aber alles nach dem zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut! Blick auf den Aussichtsturm. Ziemlich baufällig, wir waren ganz froh als wir wieder unten waren. Aber immerhin hat der Turm als einziges Bauwerk der Anlage die Bomben des zweiten Weltkriegs überstanden und ist original! Zurück noch mal entlang der Stadtmauer. In der goldenen Stunde leuchtet sie noch etwas schöner:

Burmesische „Ampel“?!

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Abstecher zur Mauer

Bevor es von der nördlichen Hauptstadt weiter in die südliche Hauptstadt ging, lag ein Besuch an der chinesischen Mauer nahe.

Von Beijing aus gibt es einige Tagesausflugsziele zu zugänglichen Mauerstücken, eines davon hat Nic bei einer Dienstreise schon besucht. Meine Schwiegermom hat in ihrer Urlaubs-Recherche allerdings ein schönes Hotel mit Mauerblick in Mutianyu ausfindig gemacht und so ging es zu viert (plus Fahrer) mit dreieinhalb Koffern in einem Auto mit zu kleinem Kofferraum (ergo: mit Koffer zwischen Beifahrer-Rücklehne und Nic’s Knien) nach Norden.

Mutianyu ist, wie alle Orte die wir bisher um spektakuläre chinesische Sehenswürdigkeiten herum besucht haben, ein touristischer aber trotzdem irgendwie interessanter Ort. Jedes Häuschen hat eine Telefonnummer für Übernachtungsmöglichkeiten angebracht, oft sogar mit dem Logo des Mauer-Tourismusverbands versehen (also eventuell gesponsert!?). Im Frühjahr mutet der große Busparkplatz einsam und leer an, doch der „Ältestenrat“ sitzt trotzdem schon um 7 Uhr morgens unter der Konfuzius-Statue auf den Bänkchen der Bushaltestellen.

Die einzige Ladenbesitzerin des Dorfs spielt um die Uhrzeit schon Federball mit einer Dame, die eher wie jenseits der 80 wirkt, aber Nic (der während ich Besorgungen mache den Schläger übernimmt) ganz schön abzieht. Erfahrung vor Jugend.

Das Hotel hatte einen besonderen Flair, Backsteinzimmer mit voll verglaster Front, die Mauerblick aus dem Bett und unter der Dusche garantiert. Das Konzept geht voll auf, ich würde wieder dort hin gehen. Abends, nach dem Dinner vom Grillbuffet, kommt man noch mit dem Klavierspieler, der eigens für den Abend angereist ist, und der Künstlerin die im OG diesen Monat ausstellen darf (Unterstützung der Künstler ist Teil des Hotelkonzepts) ins Gespräch. Wahrlich auf allen Ebenen ein gelungener Ausflug.

Herzstück jedoch ist natürlich die Chinesische Mauer. Obwohl wir im letzten Jahr schon von Gubeikou nach JinShanLing gewandert sind (siehe Mai 2016 auf dem Blog), sind wir wieder begeistert und fasziniert. Das Mauerstück von Mutianyu bietet wieder ganz andere Landschaften, ganz andere Flora (und ein Eichhörnchen haben wir auch gesehen). Trotz des Besuchs am Wochenende war überraschend wenig los und auch der leichte Schneefall (ja. Ernsthaft, das Wetter hat einfach wirklich verrückt gespielt – meine armen Schwiegereltern, auf Winter hatten wir sie nicht vorbereitet – weil wir es auch selbst nicht erwartet hätten) konnte die magischen Stunden auf der Mauer nicht trüben.

Wie sagte Mao? Ein Mann wird erst dann zum Mann, wenn er die Mauer gesehen hat. Wir sind jetzt also alle angekommen.

 Federball in Winterjacke  So eine sympathische Dame  voll in Action Konfuzius wacht über dem Dorf Tourismus  Welpe <3 immer wieder interessant, über solche Dinge zu stolpern Aufstieg  Winter und Frühling Drei Mauerkletterer genießen den Ausblick Traumpaar ganz lässig am Weltwunder Da kommt der Schneefall harsche, beeindruckende Landschaft Aufstieg – wie immer Stufen über Stufen Fescher Mann  Das klassische Motiv durch das Fenster Mauerpanorama mit Unbekannten  „Etwas“ nachbearbeitet, trotzdem ein beeindruckendes Bild der vielfältigen LandschaftWow!! Vor dem steilen, langen, großen Anstieg bis zur Absperrung (danach verfällt die Mauer mit jedem weiteren Meter und der Ausflug wird zum Klettersteig – bei dem Wetter natürlich unmöglich) Schnee – in Shanghai hatten wir zu dem Zeitpunkt schon 20 Grad.  Wie die Mauer sich über die Hügelrücken schlängelt. Ich kann nicht genug von diesem Anblick kriegen. Am Wachturm

Winter is coming

Dieser Oktober geht als einer der vier nassesten Oktober seit dem Start der Wetteraufzeichnungen in die Geschichte ein.

Dabei hilft es dann auch nicht, dass die Temperaturen deutlich unter denen von letztem Jahr liegen (als wir bei strahlendem Sonnenschein und gefühlt 30°C am Südbund joggen waren – über das Wochenende hatten wir gerade noch 15°C tagsüber).

Es war ja klar, dass der Winter kommt und ich bin erklärter Sommermensch. Aber der Winter in Shanghai  bringt für mich drei Unannehmlichkeiten mit:

  1. Es hieß immer, hier wäre es viel wärmer als in Deutschland (zur Erinnerung: wir liegen geographisch auf Höhe von Alexandria in Ägypten, es ist also nicht so undenkbar) – stimmt aber nicht so wirklich. Im Januar hatten wir sogar -9°C.
  2. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind wie überall viel zu warm für Jacken – man fängt also in der U-Bahnstation oder dem Bus unmittelbar nach dem Betreten mit Schwitzen an.
  3. Die Shanghaier Temperaturen sind nicht mit den gewöhnten mitteleuropäischen Temperaturen gleichzusetzen. Im Sommer werden 30°C gleich zu gefühlten 40°C und mehr, dank hoher Luftfeuchtigkeit und Großstadt. Im Herbst sind aber auch 15°C nicht gleichzusetzen mit den 15°C die wir in Franken erleben – denn der kalte Meereswind kriecht in alle Ritzen und Ecken und macht es ungemütlich. Nicht von Vorteil, wenn man unter der Jacke verschwitzt ist (siehe Punkt 2). Ich möchte bitte wieder Sommer…!

Aber genug über das Wetter gejammert (so was von deutsch…!!). Der Jahresendspurt geht los, wir haben noch viele Ziele und To-Do’s und Shanghai erweist sich immer wieder als eine der besten Städte der Welt! Heute ist Halloween und wir waren ganz unbedacht am Samstag unverkleidet Essen – als fast die Einizigen. Nächstes Jahr müssen unbedingt Kostüme her, Halloween mausert sich hier, nicht zuletzt dank großer Expat Gemeinschaft und der Lust der Einheimischen an amerikanischen Feiertagen, zur Institution. Es gibt Schlimmeres ;)

 Herbstnebel

 Noch nicht gebloggt, aber oft bewundert: Schön Lila/Türkis beleuchtetes Hochhaus in unserem Viertel Jahrestagsessen  Geräuschaktivierter Kürbis im Supermarkt… Nächstes Jahr möchte ich selbst schnitzen!

Ausgrabungen 2

Unser letzter Tag bevor wir wieder nach Shanghai zurück sind und bevor die letzte Woche von dem Chinaerlebnis meiner Mum angebrochen ist, waren wir noch bei einer zweiten Ausgrabungsstätte. Das lag mehr oder minder auf dem Weg zum Flughafen von Xi’an und wird im Lonely Planet als sehenswert und überraschend untouristisch angepriesen. 

Die mit beerdigten Figuren um den Grabhügel stellen verkleinert die Völker und Tiere dar, also keine Armee wie am Vortag.

Zwar sind die Figuren deutlich kleiner und auch nicht so detailgetreu, aber der Lonely Planet hat nicht untertrieben – es war herrlich wenig los. Und so war das doch einer der schönsten Tage, bei einem Spaziergang um den Grabhügel in strahlendem Sonnenschein war kurzzeitig kein anderer Mensch zu sehen und wir konnten die Felder (und Strommasten; wir sind ja immernoch in China) und die Stille genießen. Einfach herrlich und ein gebührender Abschluss für unseren „kurzen“ Trip, SH-BJ-XIY-SH

 Da sind die Figuren Sowie Alltagsgegenstände Und Tiere (nein, kein Flusspferd…) Als Gast läuft man „über“ den Ausgrabungen auf einem Weg der zur Hälfte Glasboden ist Die Steine zeigen die Ausgrabungsstrahlen um den Grabhügel an Nic hat nachgesehen, was im Schacht ist Industrie im Hintergrund Nachbau eines der Tore Inschriftstafel, im Hintergrund der Grabhügel Und hier der Grabhügel in voller Pracht 

Beijing

Ok, das mit der geplanten Veröffentlichung hat ja mal so gar nicht geklappt… Also jetzt manuell!

Abends sind Mum und ich dann ohne großen Plan einfach mal die Straße vom Hotel entlang gelaufen und sind zufällig mitten in der Innenstadt rausgekommen. Die Fressmeile war gleichermaßen beeindrucken, faszinierend und abstoßend. Und das erste Gefühl stellt sich ein, irgendwie fühlt sich Beijing ganz anders an als Shanghai.

Es fällt mir schwer, das Gefühl in Worte zu fassen – eine Mischung aus der Tatsache, dass es keine Straßenschluchten wie hier gibt (wobei ich die Wortkombination „Straßenschlucht“ und Shanghai sowieso anders sehe, seitdem wir in Hongkong waren) und die Menschen im Norden halt doch ein bisschen anders sind. Ist ja bei uns auch nicht anders, ich denke da an lustige Begebenheiten und sprachliche Hürden zwischen meinen schwäbischen Unifreunden, Hanna und Manu, und unserem Bremerhavener Nordlicht Kim :)

Am nächsten Tag stand dann ein Besuch bei der Verbotenen Stadt an. Ich hab ein paar Handyfotos für euch; aber auch ein paar Kamerabilder. Irgendwann, ich verspreche es, schaff ich es endlich mal die paar „Kernbeiträge“ über China und unser Leben hier zu schreiben, die mir auf dem Herzen brennen, und die dann mit den richtigen Fotos zu bebildern. Da gibt’s dann auch geschichtlichen Hintergrund zu der Verbotenen Stadt und allem anderen.

Wir haben uns immer rechts von den Massen aufgehalten und sind über die Seitenwege gegangen, so war es sehr angenehm. Die Hitze war zwar drückend, gerade im Vergleich zum frühlingshaften Shanghai, wo wir „nur“ 24-26 Grad hatten. Die Verbotene Stadt war sehr beeindruckend, allein die Größe besticht. Und wenn ich dann denke, dass früher kaum Menschen auf dem riesigen Gelände unterwegs waren (im Vergleich zu den 80.000 Tickets die heute pro Tag verkauft werden, meine ich. Klar gab es da einiges an Bediensteten. Aber das war sicher kein Vergleich und die waren ja auch eher im Hintergrund).

Natürlich durfte auch ein Blick auf den Tiananmen Platz nicht fehlen. Den hatte ich mir ein bisschen anders vorgestellt, aber wie das eben immer so ist, wenn man nur alte Bilder kennt und heute fahren da halt hunderte von Autos in der Minute durch…

Am nächsten Tag haben wir einen Ausflug zum Sommerpalast gemacht. Auch das war wirklich schön, wenn auch wiederum wirklich warm. Aber Bootle fahren geht bei so einem Wetter natürlich immer. In den Palast rein haben wir es nicht geschafft, aber man braucht ja auch immer Gründe, um wieder zurück zu kommen.

Insgesamt war der Ausflug in die Hauptstadt sehr beeindruckend. Wir sind unheimlich viel gelaufen und haben Beijing zu Fuß erkundet was das Zeug hielt. Die optimale Lage unseres Hotels war natürlich von Vorteil – dafür sind wir gar nicht zu irgendwelchen Außengebieten gekommen. Überhaupt kostet Laufen natürlich auch immer Zeit (und Energie!), es gibt also noch einiges in Beijing, was es nächstes Mal zu erkunden gilt (Himmelstempel, Lama Tempel, ein Blick auf das CCTV Gebäude, und so weiter). Hier aber unsere ersten Eindrücke:

 Josefskirche Die Fressmeile voller roter Lampions Skorpion am Spieß  Oder doch lieber Tausendfüßler, Seestern, Heuschrecke und so weiter? Vor der Josefskirche wird abends getanzt ;) Seitlicher Blick auf die Mauern der verbotenen Stadt Der berühmte Eingang mit Mao Menschen über Menschen… Schön bemalt Im Garten Fotoshooting vor beeindruckender Kulisse ihr seht, wenn man sich abseits der Hauptwege aufhält sind die Bevölkerungszustände erträglich   Unser Hotel mit typischen Dächle

 Kriegsheldendenkmal

 Eingang zum Sommerpalast  Im Boot, Mamorboot im Hintergrund Der Sommerpalast von der Seeseite her  Menschen möchten Fotos mit uns machen :)

1. Mai Nachbericht: Auf der Mauer, auf der Lauer…

Endlich noch der Rückblick zu unserer ersten 01.Mai-Wanderung in China.

Nachdem wir gut und ziemlich pünktlich in Beijing gelandet sind, ging es mit dem Airport-Shuttle (auch eine Metro) zum Transportzentrum, wo wir erst einmal, belagert von zig Taxifahrer die einem ihre Angebote entgegenschleudern, inmitten von hunderten von Chinesen auf den Bus nach Miyun gewartet haben. Die Schlangenführung war sehr außergewöhnlich, aber dabei sehr ausgeklügelt – der Platz wurde perfekt für die maximale Anzahl an Wartenden genutzt. Nur ging das Geschlängele echt ewig.

Im Bus hatten wir sogar 5 Plätze für uns, das heißt, dass wir diesmal nicht mit unseren Rucksäcken auf den, dann irgendwann kribbelnden, Beinen die komplette Busfahrt überstehen mussten.

In Miyun angekommen, warteten wir bei hohen Temperaturen und noch höherem Pollenflug eine halbe Ewigkeit an der Linienbushaltestelle auf Bus#25. Der Erste winkte vollbesetzt nur müde ab, und dann kam nichts mehr. Nach einer gewissen Wartezeit und insgesamt schon knapp zweistelliger Anzahl Taxifahrer, die uns ihre Dienste anboten, waren wir zermürbt und verhandelten dann also lang genug mit einem Fahrer und ließen uns schließlich, behangen mit Unmengen von Pollen und Fusseln und Straßendreck, nach Gubeikou bringen.

Gubeikou diente eigentlich nur als Startpunkt unserer Wanderung, ich muss aber gestehen, dass ich den Ort schon sehr schnuckelig fand, erst Recht wenn ich die Erfahrung und die Optik mit Tangkou (als Startpunkt unserer Huangshan-Wanderung) vergleiche. Die Menschen waren sehr freundlich und überhaupt nicht aufdringlich, ganz im Gegenteil. Und wir fanden sogar noch unseren typischen Spieße-Grill, was will man mehr?

Am ersten Mai ging es dann um 8 Uhr für uns los. Die Wettervorhersage war schon erbarmungslos, 30-34°Grad mit Sonne wurden je nach Anbieter postuliert. Der Start der Wanderung in Gubeikou kann entweder hart und schön oder weich und unspektakulär erfolgen, wir entschieden uns für hart. Immer höher und weiter stiegen wir durch Büsche auf recht sandigen, schmalen Pfaden zum Grat des Hügels, auf dem die Mauer verläuft, auf. Dort oben, abseits der Zivilisation, die man aber noch hören und sehen kann, liegen die ersten Ruinen des prächtigen Bauwerks. Je weiter wir uns aber unserem heutigen Ziel, Jinshanling, nähern, desto mehr wird von der Mauer noch übrig sein, bis sie dann in Jinshanling vollständig restauriert in ihrer früheren Pracht steht.

Auch die Ruinen sind schon sehr beeindruckend, aber erst beim Anblick der restaurierten Mauer wird einem das Ausmaß dieses Bollwerks bewusst. Ob George R.R. Martin wohl hier im Norden Chinas war und sich hat inspirieren lassen??

Schon im 7.Jahrhundert vor Christus wurde mit dem Bau begonnen (als Ziel: China vor den Reitervölkern im Norden beschützen), wobei die bekannten Teile erst zu den uns schon so bekannten Qing- und Ming Dynastien erbaut wurden. Schon deutlich früher waren die Staatsoberhäupter von dem Plan abgekommen, die Mauer in Tälern zu errichten und so stehen heute die Überreste des größten Bauwerks der Welt auf den Kämmen. Unzählige Wach- und Signaltürme (Ob J.R.R. Tolkien wohl hier war? Ich musste auch sofort an die Leuchtfeuer von Gondor und Rohan denken) ermöglichen bei guter Sicht einen Blick über die Ländereien und heranstürmende Heere können schon früh entdeckt werden. Große Teile der Mauer sind heute komplett verfallen, wurden von den umliegend Dörfern als Steinquelle genutzt oder eingerissen (seit 2008 hat die Unesco da mit dem Weltkulturerbe-Status den dringend nötigen Schutz drüber gelegt) und werden jetzt kostenaufwändig zum Teil restauriert, zum Teil erhalten.

Der erste Mai war jedenfall extrem heiss und die Landschaft war staubig und wirkte teils karg. Über die erste Zeit sind uns gar keine Menschen begegnet und nur der Blick auf die Straße und die Geräusche von Böllern und Hupen, das von den Straßen herdrang hat uns wissen lassen, dass da noch irgendwo Zivilisation wartet. Etwa sieben Stunden wanderten wir letztlich auf der Mauer bis Jinshanling, immer wieder Hügel hinauf, Hügel hinunter. Zwischendurch mussten wir ein Militärsperrgebiet umgehen, was uns aber eine kleine Pause bei einem pfiffigen Bauern bescherte, der kühle Getränke (die Amis nach uns haben zu den Bierdosen gegriffen) und Snacks anbot. Endlich mal die Körpertemperatur runterfahren und wieder auf überleben-ermöglichende Zustände kommen.

Für alles weitere der Erzählung vom ersten Tag auf der Mauer lasse ich jetzt mal die Bilder sprechen, die sagen in dem Fall doch mehr als tausend Worte!

Abendstimmung in 古北口

  Sonnenuntergang Erlanger Tempel? Steinweg über den Bach Abendessen ;) unser „Taxi“ Blick auf Gubeikou Und in die andere Richtung Start der Wanderung Und das soll jetzt ein Weg sein? Noch voll motiviert – aber man sieht uns die hohen Temperaturen schon an Steil hinauf! Na, das sieht doch schon eher wie Reste der Chinesischen Mauer aus Bäume wachsen zwischen den verfallenen Teilen der Mauer… … die im absoluten Nichts steht. Immer dem Weg folgend Meine drei Musketiere Mal kurz ein bisschen den Schatten zum auskühlen nutzen Hügel hinter Hügel schlängelt sich die Mauer mit ihren Signaltürmen Beim Umgehen des Sperrgebiets, immer die Mauer im Blick Unser Ranger Waren doch noch ein paar andere Menschen da. Die waren leider auch ganz schön laut… Am warten, ob die anderen endlich weiter ziehen und es für uns ruhiger wird Hier sieht man schon: Wir nähern uns dem Ziel, die Mauer ist stark restauriert Mal wieder so viele Stufen… Unglaublich, welche Distanzen sich die Mauer auf den Hügelrücken hoch und runter schlängelt Zu guter Letzt sind wir in Jinshanling

Unser Sonntag: 1933 Shanghai und mehr

Sonntag war, Dank einer gewissen Restmüdigkeit als Nachwirkung des Bayernspiels eher ruhig angedacht. Vormittags ging es um die Ecke zum Brunch (ins delimuses, sehr zu empfehlen!) und Nachmittags haben wir uns dann zu einer kleinen Tour aufgerafft. Für die Wenigleser: Ganz unten gibt’s lauter bunte Bilder :)

Im „historischen“ Hongkou District wurde 1933 ein massives Stahlbeton(kunstwerk)gebäude (Stilrichtung: Art Deco; vom britischen Architekten Balfours entworfen und chinesischer Baufirma in der präkommunistischen Ära „für die Ewigkeit“ gebaut) mit dem Zweck eines Schlachthauses fertiggestellt. Über die Jahre wurde der Zweck zwar immer mal wieder abgewandelt, das Gebäude aber zum Glück nie abgerissen oder großartig verändert.

2008 wurde „Old Millfun“, wie das Gelände auch genannt wird, für 100 Millionen Renminbi renoviert und in einen kommerziellen Hotspot für die ungewöhnlichsten Dinge umgewandelt. Der Ferrari Owner’s Club Shanghai ist dort z.B. untergekommen, aber auch Mangazeichner (U17, falls sich jemand in der Szene auskennt; wir tun es nicht, haben aber anhand der Fotoaktionen der Teenager im Batman-T-Shirt gemerkt, dass die hier bekannt sein müssen) oder jedwede andere Büros, Sporteinrichtungen – und natürlich der übliche Touristenkram, überteuertes Essen, Erdinger Weißbier und Illy Kaffee, Perlenketten, und so weiter. Auch die Hochzeitsszene hat sich dort niedergelassen, und man kann ganz romantisch im alten Schlachthaus seine Feier abhalten oder Hochzeitsfotoshootings. Goldschmied mit einer formidablen Auswahl an Ringen im Erdgeschoss inklusive…

Die Architektur ist, abgesehen von dem Rummel (mir persönlich wäre es lieber, das Gelände würde leer stehen oder es gäbe ein Schlachthaus-Museum, dann könnte man einen viel besseren Eindruck vom eigentlichen Zweck und Ablauf bekommen) wirklich beeindruckend: massive Säulen (300 Stück durch das gesamte Gebäude) stabilisieren die Stockwerke, 26 Luftbrücken verbinden einzelne Korridore sowie den Innenbereich des Atriums und den Außenbereich des Gebäudes und überall gibt es Gänge, Wendeltreppen oder Rampen über die das Vieh getrieben wurde.

Innen rund und außen eckig (was laut Aushang dort im Einklang mit der chinesischen Auffassung des Gesamtgefüges steht, da das Universum als rund und die Erde als eckig betrachtet wird – warum dann aber rund innen und eckig außen erschließt sich mir nicht ganz), sehr kühl. Schade eben nur, dass der Kommerz auch diesen Ort eingeholt hat. Anderswo kann man lesen, dass es total faszinierend sei, wie durch einen Zeittunnel zu reisen um an einen Ort zu gelangen, wo sich Vergangenheit und Gegenwart im Einklang treffen – mir persönlich wäre es aber lieber, durch den Zeittunnel in unberührtere Vergangenheit zu reisen.

Den Heimweg per Ubahn haben wir mit einem Spaziergang zum Bund „abgekürzt“, dort am Denkmal für die Volkshelden an der Promenade den Blick auf die Skyline von Pudong genossen und den Touritrubel an der Nanjing Lu verflucht (wir brauchen dringend T-Shirts: „Kein Tourist. Wohne hier. Will nichts kaufen. Falle nicht auf Abzocke rein. Schönen Tag trotzdem!“).

Abends waren wir mit Michi und Thomas dann noch beim Italiener „ums Eck“ (es tut mir echt Leid, wenn ihr diese Phrase nicht mehr hören könnt, aber wir wohnen einfach so genial – was ich sicher demnächst ausführlich beschreiben werde – dass hier so wahnsinnig viel Tolles bei uns „ums Eck“ ist – wir hoffen, dass zwei Jahre ausreichen, das alles zu entdecken), der sensationelle Pizza und Pasta in zugegeben etwas schummerigen Ambiente (und das dann auch noch gegenüber von diversen „Etablissements“) serviert. Leider ist es tatsächlich noch immer so, dass mein Körper jegliches Essen, westlich oder asiatisch, gesund oder ungesund, usw – gerade nicht so wirklich akzeptieren möchte. Aber das ist nur fair, mein Kopf ist ja auch noch nicht angekommen und ich fühle mich immer noch wie im Traum ;)

Hier die Bilder vom 16.08.15 (Nic hat tolle Kamerabilder gemacht, ich warte noch auf mein Akkuladegerät in der Luftfracht. Seine Bilder werden nachgereicht)

  
  Nicht der erste mehr-Reis-als-Salz-Streuer den wir gesehen haben

    Rührei mit Avocadosalat, Speck und Tomate
  Double Choc Cake

    Maracuja-Limo mit ganzer Frucht(innerei)
  Überirdische Ubahn Station, erinnerte mich an Hamburg

    Links das runde Atrium, rechts das eckige Äußere
     
    
  Blick von der vorletzten Etage (ganz oben ist leider nicht zugänglich) Richtung Osten, hinter den Türmen sähe man Pudong

   
  Wendeltreppen außen am Atrium

    Blick von einer Zwischenetage
  Rampen

    Aussenfassade
     Hühnertransport auf Chinesisch 
  Unser Ziel: zum Fluss mit Blick auf Pudong. Und: es gibt doch Tauben in SH (siehe kleiner Schwarm vor dem Shanghai Tower und dem Oriental Pearl Tower)

    Älteste Brücke Shanghais. Nicht ganz die Brooklyn Bridge, allerdings ist der Souzhou Creek auch nicht ganz der East River!
  Heldendenkmal von mittendrunter 

   
  Polizeieinsatzstation am Bund – mit Markise nach hinten…

    Bar beim Uva (der Italiener)
  Seafood Spaghetti

   
  Poster an den Wänden der (unisex) Toilette erklären italienische Gesten, auf italienisch, englisch und chinesisch – lustige Idee zur Völkerverständigung