Tag der Alten… es wird Herbst

Irgendwie ist das auch treffend metaphorisch. Heute ist Feiertag, Tag der Alten. Das haben wir zu einem vorgewitterlichen (demnächst sollte es hier etwas rund gehen) Spaziergang genutzt und haben mal wieder durch unsere Gegend erkundet.

Gerade in Blüte: „Spinnenlilien“. Letzte Woche in Sankeien noch geschlossen, heute in Italy Garden schon teils in Pracht

Der nächste Tempel zu unserem Haus (wir haben ein paar Schreine in näherer Umgebung, aber das ist der nächstgelegene Tempel). Toller Tempel, herrliche Meditationshalle mit Tatami – und siehe da, er gehört zum Higashi Hongan-ji, mein absoluter Favorit in Kyoto (von dem was ich bisher gesehen habe). Jetzt weiss ich, wo ich zum Meditieren hin kann.

Holzkonstruktion – interessant, die Bauweise zu sehen, speziell wegen Erdbebensicherheit

Es wird Herbst…

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Auf dem Dach Indochinas

Eine Sache hatte ich noch zu Sa Pa vergessen, das muss ich sofort einschieben. Überall wurde Lachs-Sashimi angeboten. Also frischer, roher Lachs in dünnen Scheiben; ungekocht und ungeräuchert… Das fanden wir doch etwas suspekt, ich hätte jetzt nicht erwartet, in Vietnam Sushi essen zu gehen, in welcher Form auch immer. Eine kurze Internetrecherche hat uns aber weiter gebracht: Lachs wurde schon in die diversesten Klimata versucht einzuführen und anzusiedeln – und nur an einer Stelle hat es außerhalb der üblichen Regionen richtig gut geklappt: Sa Pa. Das Klima ist wohl kühl genug im Jahresdurchschnitt und so gilt der Lachs als Delikatesse, mit festem Fleisch, feinen Muskeln und kaum fett. Wirklich etwas Besonderes. Nach dieser beruhigenden Recherche müssen wir den vietnamesischen Lachs natürlich unbedingt probieren, und ich muss sagen: seinen Ruf hat er definitiv verdient. Wirklich etwas Besonderes, wenn man die Lokalisation in Betracht zieht!

Nun aber ab in die Berge, die uns am morgen wolkenverhangen Grüßen. Der Frühstück-Saal hat eine komplett verglaste Front mit Bergpanorama und so können wir bei Pho und Frühstückseiern dem Hochnebel und den Wolken beim auf- und wegziehen zuschauen. Die Sonne kämpft sich immer wieder durch und es gibt herrliches Licht.

Wolkenverhangen ist gar nicht so schlecht, denn da bestätigt sich was wir in Südafrika am Tafelberg schon erlebt haben: abschreckend für die großen Touristenmassen, aber meist ist das Wetter variabel genug, dass man genug Aussicht bekommt. So auch auf dem Fansipan. Die Wolken wehen uns um die Nase, und alle paar Minuten ändert sich wieder die Sicht und die Aussicht. Wirklich fantastisch.

Schon allein die Fahrt mit der Seilbahn ist spannend, wie man durch die Wolken rauscht, nicht wissend was einen oben erwartet und wie sich die Reisterassen präsentieren. Die Seilbahn spannt sich über sechs Kilometer über das Tal (und die vielen kleinen Einfurchungen dazwischen) und eine Viertel Stunde lang darf man Reisfelder, Wanderwege, Arbeiter, Hütten, Wasserfälle, Bäume, Sträucher und so manches mehr bewundern. Schon allein dafür hat es sich also gelohnt.

Doch auch oben an der Seilbahn Station angekommen (wenn man einmal den Krust-Laden hinter sich gelassen hat), überrascht uns der Berg. Hinter der Seilbahn wartet ein Tempel, mit großer Buddha Statue und kleinerer Amithaba Statue (in einiger Entfernung, aber auf dem Rückweg wollen wir die auch sehen) und vielen kleinen Gebäuden. Von dort aus geht es viele Stufen weiter Richtung Gipfel. Die dünne Luft lässt mich schnell aus der Puste kommen. Während Pat und Nic schon mal den Gipfel erklimmen genießen Max und ich noch ein Pläuschen auf einer der vielen Steinbänke entlang der Treppen und lassen uns ein bisschen die Sonne auf die Häupter scheinen. Einfach herrlich hier, selbst mein Schnaufen stört mich da weniger. Alles ist brand neu, erst seit ein paar Jahren arbeitet Vietnam an einer „Präsentation“ seines höchsten Berges – ob er das nötig hat, weiß ich nicht, aber stören tut es mich auch weniger.

Endlich oben angekommen ist dann doch ein bisschen mehr los als gedacht, aber eigentlich auch nicht wirklich viel. Wir verbringen viel Zeit, schauen von allen Ecken mehrfach hinunter, immer wieder wechselt durch die wehenden Wolken die Sicht. Mal sieht man auf den Buddha, mal auf die Reisterassen und mal richtig weit. Die Sonne ist schön warm und die Szenerie viel zu verlockend, um nicht unzählige Fotos zu machen. Die meisten Touristen wollen Bilder mit der „Gipfelpyramide“, die die Höhe des Fansipan anzeigt. Weil das früher zu Probleme und langen Schlangen geführt hat, gibt es davon mittlerweile mehrere – auf verschiedenen Höhen auf dem Gipfel. 3143 m steht aber auf jeder…. oh, well.

Auf dem Weg nach unten beschließen wir, dass außer Catcat (was sich ja als sehr unspektakulär herausgestellt hat), das Dorf der Hmong unterhalb von Sa Pa, nichts auf uns wartet und wir noch einen Abstecher zu der stehenden Statue machen wollen. Die Absperrung, von der wir uns fast sicher sind, dass sie beim Aufstieg noch vorhanden war, ist zur Seite geschoben. Entweder das Wetter hat sich deutlich verbessert (gut möglich) oder es war ein Versehen. So oder so, sobald wir die Route auf den Hügel hinauf verlassen wird es plötzlich richtig still und einsam. Nur wir vier und die Natur und die in Stein gefassten Wege. Herrlich, nach all dem Sa Pa Trubel. Wir bleiben also viel länger als ich eigentlich erwartet hätte, genießen aber einfach die Zeit, die Natur, das Wetter.

Auf dem Rückweg zur Seilbahn wird es plötzlich laut, einerseits weil noch eine kleine Einschienenbahn entlang rumpelt (für alle, die keine Treppen steigen wollen), andererseits weil einige der Besucher wohl sehr aufgeregt sind. Ist aber ja auch der höchste Berg Vietnams. Da darf man das schon mal.

Ein bisschen Aufregung haben wir bei der Seilbahn-Rückfahrt selbst auch noch – wir bleiben stehen. Zum Glück haben wir ein vietnamesisches Pärchen an Board (wir sind nur zu sechst in der großen Gondel), die uns die Durchsage übersetzen: Es gibt ein Strom Problem, aber keinen Grund zu Beunruhigung. Kurze Zeit später setzen wir unsere Fahrt aber fort – und deshalb gibt es unten zwei Zeitraffer-Videos zu bestaunen. Ach ja, in unserem Grill-Imbiss ist immer noch Stromausfall, als wir ankommen. Hat wohl ganz Sa Pa erwischt. Wenige Minuten nach unserer Bestellung gehen aber Licht und Musik an und der Trubel geht weiter.

Abends gönnen Pat, Max und ich uns noch eine Massage im Hotel, eine willkommene Erfrischung nach dem Treppensteigen in dünner Luft. Ich schlafe wie ein Baby und nicht mal der Baulärm am nächsten morgen kann mich aus der Ruhe bringen. Morgendlicher Nebel  Tempel unten an der Seilbahn Station Hoch über den Reisfeldern… …und Wäldern Tempelturm oben an der Seilbahnstation Nic sorgt für Winde Tempelfrieden zwischen Seilbahn und Gipfel Großer sitzender Buddha, leider eingerüstet. Selbst da oben wir gebaut, die hellen Lichtflecke vom Schweissen sieht man von unserem Balkon im Hotel sogar. Vorbeifetzende Wolken, rechts am Bildrand die Seilbahnstation und das Fundament des Buddhas Strahlender Himmel durch Lücken in den strahlenden Wolken  Meine Männer vor einer Wand von Nichts Buddha nochmal von vorne Und schon ist der Turm-Tempel im Nebel verschwunden. Kann schnell gehen, hier oben.

Part 1 vom „Abstieg“ bis zum Stromausfall

Und Part 2, vom Stromausfall bis zurück nach Sa Pa

 

Zhouzhuang AAAAA

Chinesische Sehenswürdigkeiten haben ja diese nette Sterne (A)-Klassifizierung. Nic wollte uns also eine der großartigen 5A Sehenswürdigkeiten zeigen, die antike Wasserstadt Zhouzhuang in der Gegend von Suzhou. „Chinas No.1 Watertown“.

Unser Trip startete mit einer *grandiosen Bootstour* (Achtung: Sarkasmus) vom Eingang von Zhouzhuang hinein in die Wasserstadt.

Zhouzhuang an sich ist zwar nett, aber so unglaublich touristisch aufgezogen, dass wir einfach nur recht enttäuscht waren. Wir haben es mit Humor genommen und trotzdem einen tollen Tag verbracht, überteuerte Schweinshaxe gegessen, Selfiesticks gekauft (zumindest Alex und ich), uns in einem taoistischen Tempel ausbeuterisch für 100RMB segnen lassen (zumindest Alex und ich, Nic hat nur 50RMB in den Topf geworfen), die „Highlights“ von der Eintrittskarte abgeklappert um dann nochmal mit dem grandiosen Boot zurück zu fahren. Alles in allem war der Tag sehr lustig und wird sicher in die Annalen eingehen. Hier wieder eine Bilderflut für euch; diesmal richtig touristisch. Jetzt Neu! Mit Selfiestick:

  Im Boot  
  Pagode am Fluss

    Brücke 
  In Zhouzhuang, sieht aus wie Venedig, oder?

    Haxe
  „Zubereitete Haxe“

    Hinterhof
  In einem der begehbaren alten Herrenhäuser

    Alex als Komparse
  Kanister

    Selfie vor’m 5A Schild 
  5A

    Alex macht ein Selfie vom Hund
  Selfie-Zeit

    Reisschnaps
  Nic und Alex beim Fische füttern

    Fischselfie
  Alex, der Selfiekönig

   Selfieception
 Achtung!

   Selfieception 2 mit Lampe :)
  Selfieception3 auf der Brücke

   Bootsfahrt zurück

Shanghai Nightlife

Wir waren vorletztes Wochenende gleich in zwei spektakulären Bars. Hier endlich die Vorstellung:

Bar 1; Freitag den 30.10.15 „Flask“

Das Flask ist eine schnuckelige kleine Bar im Hinterzimmer, bei der vor allem der Eingang spektakulär ist: zur Straße hin gibt es ein kleines Diner; Theke, ein paar Tische und ein alter Colaautomat an der Wand. 

Und durch genau den muss man hindurch, um ins tatächliche Flask zu gelangen. Mit Michi haben wir uns auf Entdeckungsreise begeben…

   
    
 (Ihr seht anhand der Bilder, die Deko ist dem Barnamen angepasst!)

Samstag, den 31.10.2015; unbenannte Bar

Und auch die Bar, in der wir am Samstag gelandet sind, hatte einen ungewöhnlichen Eingang, auch hier muss man wissen, wo man hin muss. Nach dem gemütlichen Hotpot mit Dani und Stefan (ihr erinnert Euch vielleicht an unseren Bericht über den medical Check im Juni? Dort haben wir uns kennengelernt) haben wir uns gemeinsam auf die Suche gemacht.

Ein unbeschrifteter Aufzug mit zwei Knöpfen (EG; was ja hier 1.Etage ist und 4. Etage). Oben angekommen, haben wir den letzten Tisch am Fenster bekommen. Cocktailkarte gibt es keine, stattdessen sagt man seiner Bedienung, die zugleich Bartender ist, wonach einem Gelüstet – und bekommt den perfekten Cocktail. Hat bei uns in 8 von 8 Fällen sehr gut geklappt. Das war nicht der letzte Besuch, vor allem mit dem spektakulären Blick 

   Blick auf den Jing’an Tempel, mal aus anderer Perspektive

Yùfó Chán Sì – Jade Buddha Tempel

Am Donnerstag, was schon fast wieder eine Woche her ist, waren wir im Jade Buddha Tempel (Yùfó Chán Sì).

Der Tempel hat ein deutlich späteres Gründungsdatum als der Jìng’an Sì, gebaut 1918-1928 (im Stil der Song-Dynastie), dafür hat er die Kulturrevolution unbeschadet überstanden – die ansässigen Mönche haben dazu den Tempel für die Öffentlichkeit geschlossen und handgemachte Produkte verkauft. Die Chan Mönche (westlich: Zen Mönche) sagen selbst über ihren Tempel, dass er ein „ruhiges Stück Land inmitten der Hektik der Stadt ist“ – was zu unserem Besuch nur zum Teil gestimmt hat.

Yùfó Chán Sì liegt 3 Blocks nördlich von uns und ist damit einen Katzensprung entfernt. Inmitten einer normalen Straße, umgeben von Häusern mit den kleinen Shops in denen allerlei Tempelnippes, Räucherstäbchen oder Essen/Trinken verkauft wird, liegt also der Tempel. Um mehr Platz für die (praktizierenden) Besucher zu machen, wird der Tempel seit Juli 2014 umgebaut, unter anderem wird die Haupthalle nach hinten verlegt um den Vorplatz zu vergrößern. Soviel aber zum Thema „ruhiges Stück Land“…

Wie haben es die Jade Buddha Statuen in den Norden von Jing’an nach Shanghai geschafft? 1882 machte sich der Mönch Hui Gen auf zur Pilgerreise von der Insel Putuoshan nach Tibet und danach Birma. Soviel steht fest. Zur Entstehung der Statuen gibt es verschiedene Geschichten, in einer bricht sich der Mönch 5 Blöcke burmesicher Jade und lässt daraus die Buddhastatuen schnitzen – in einer anderen bekommt er die fertigen 5 Jadebuddhastatuen. Fest steht, er kommt mit 5 Buddhastatuen aus feinster weißer burmesischen Jade zurück. Von denen er zwei in Shanghai lässt. Beide Statuen zeigen Shakyamuni, die größere (knapp 2m hoch) im Moment der Erleuchtung (diese Statue darf nicht fotografiert werden, daher schließe ich einen Link zu Bildern online ein), die kleine (etwa 1m) dann liegend beim Eintritt ins Nirvana. Auf deren Basis wurden Spenden gesammelt, um den Bau eines Tempels zu ermöglichen. Und so kann man heute im Jade Buddha Tempel die beiden Jade Buddhas bewundern.

Der Tempel wird in drei große Bereiche unterteilt, daneben gibt es noch mehrere kleine Räume mit Statuen, z.B. von der Göttin des Mitgefühls, Guanyin. Die Haupthallen sind:

  • Halle der Himmelskönige (die ich euch schon im Rahmen des Jìng’an Sì vorgestellt hab)
  • Große Halle (mit drei großen und quasi unzähligen kleinen Statuen, die ich nächstes Mal fotografiere)
  • Halle der Weisheit des Abtes (dort stehe die Jade Buddhas sowie eine 7168 Bände umfassende 300 Jahre alte Ausgabe des Tripitaka; der Kanon der buddhistischen Schriften und Lotos Sutra)

Während unsere Besuchs, am Tage der Feierlichkeiten zum 70 jährigen Ende des zweiten Weltkriegs, waren die Chan-Mönche gerade im Gebet für den Frieden (soweit ich es danach der offiziellen Homepage entnehmen konnte) – da wollte ich nicht allzu sehr mit meiner Kamera rumwedeln und ungefragt Fotos machen. Aber ein paar Schnappschüsse haben wir natürlich trotzdem für Euch – schade nur, dass ihr die schöne Zeremonie mit kleiner heller Glocke und großer Holztrommel und Mantragesang nicht mitverfolgen konntet!

   Ein Räucherstäbchenberg auf der Anyuan Lu vor dem Tempel
  Eingang und Anblick von außen

   Innenhof mit Räucherstäbchen und Schrein
 Auch hier bringen Yuan oder Jiao Glück

   Im Hintergrund: Nic lauscht andächtig
  Eingang in die große Halle

    Dickbauchbuddha: Inkarnation des Zukunftsbuddhas Maitreya, steht für Nächstenliebe, der dicke Bauch versinnbildlicht Großzügigkeit und der Buddha wird immer lachend dargestellt
  König des Norden

   König des Westen
  König des Osten

 König des Süden
   Blick in den Innenhof bei der Halle der Weisheit des Abts
  Nic versucht sein Glück beim Balancieren der Münze

   Ein weiteres Tor zur modernen, lauten Stadt mit den hohen Häusern
  Guanyin

  Tempelteil im Baustellenbereich. Der Umbau soll 2016 abgeschlossen sein, ich halte euch auf dem Laufenden

Blau

Eigentlich sollte hier ein Artikel über den Jadebuddhatempel stehen – aber heute war das Wetter so grandios, dass ich viel zu lange durch die Stadt spaziert bin (und den nächsten Tempel erkundet hab… Umso dringender muss ich also bloggen…!) und heute Abend waren wir spontan mit Michi essen, daher fehlte schlicht die Zeit für den Beitrag. Stattdessen zeige ich euch einfach mal unseren blauen Himmel (die Luftwerte haben sich im Gegensatz zu den letzten Wochen halbiert und sind fast im unbedenklichen Bereich, was einfach grandios ist und den Himmel gleich etwas blauer macht!).

    Große und kleine Häuser unter blauem Himmel
  Blick vom Tempelinnenhof (Fazang Tempel)

     Eins meiner Lieblingshochhäuser in der Innenstadt! Wir nennen den Turm liebevoll „Orthanc“, nach Sarumans Turm in „Herr der Ringe“, im richtigen Leben ist es ein Marriott Hotel
  Das sind Werte zum Sport draußen machen :)

   Top News bei Shanghai Daily: Heute gutes Wetter ;) Ein Screenshot von grad eben

Jìng’an Sì

Shanghai wurde 960 das erste Mal als Dorf erwähnt – doch schon über 700 Jahre vorher wurde am Ufer des Wusong River (der auch Suzhou Creek genannt wird) zur Zeit der Drei Reiche der Jing’an Tempel erbaut (247 AD), der überlieferte Name damals: Hudu Chongyuan Tempel. Aufgrund dauernder Bedrohung durch Überschwemmung im sumpfigen Shanghai wurde der Tempel unter der Song Dynastie im Jahr 1216 an seinen heutigen Standort verlegt. Er ist neben dem Yonghe-Tempel in Peking und dem Guangxiao-Tempel in Guangzhou einer der drei wichtigsten buddhistischen Sakralbauten Chinas.1912 wurde dort die erste „Chinese Buddhist Association“ gegründet.

Wenn man sich alte Bilder des Tempels zu verschieden Zeiten anschaut, kann man sich wirklich nicht vorstellen, was einen heute erwartet.

jingan 1870

Aufnahme von 1870-1890

tempeltor 19 jahrhundert

Tempeltor im 20. Jahrhundert

ehemaliger Tempel vor Restauration

Der Tempel vor seiner Restauration in den 90ern (das schwarz/gelbe unten links ist der Tempel). Ganz klar schon das näherrücken der Hochhäuser zu beobachten.

Heute steht der Jing’an Tempel als Relikt einer vergangenen Zeit und als Ort „des Frieden und der Ruhe“ (so die wörtliche Übersetzung) inmitten der größten Stadt Chinas, umgeben von Hochhäusern, Shops, Straßen und Autos. Ein surrealer Anblick und ein surreales Gefühl, wenn man durch das Tempeltor tritt und die hupenden Autos hinter sich lässt (oder es versucht).

Gleich am Eingang kann man sich ein kleines Bündel Räucherstäbchen (die in dem Zusammenhang besser „Gebetsstäbchen“ genannt werden sollten) kaufen und abbrennen. Die gläubigen Besucher (von denen mit mir zusammen deutlich mehr den Tempel besucht haben, als einfache Touristen!) verneigen sich dabei in alle Himmelsrichtungen und besinnen sich (insofern sie das Gehupe und Gewusel der Stadt ignorieren können).

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In der Mitte des Tempelinnenhofs steht ein mehrstöckiger Schrein der munter mit Münzen beworfen wird – so soll es doch Glück bringen, wenn man in den Schrein hinein trifft oder die Münze auf einem der Dächer liegen bleibt. Ich habe getroffen!

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Blick über den Innenhof auf die Halle (mit den Löwen auf dem Dach) rechts vom Eingang und die dahinter liegenden Hochhäusern.

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Der Säulengang im ersten Stock (fun fact: first floor bezeichnet in China das Erdgeschoss, also faktisch ist das der zweite Stock. Real ist es das erste Stockwerk über dem Boden/Eingang) zeigt: hier ist alles neu. In den Zeiten der Kulturrevolution wurden die buddhistischen Mönche aus dem Tempel vertrieben und dieser kurzerhand in eine Plastikfabrik umgewandelt. Diese Zerstörung von Kulturgut und Architektur gipfelte in einem Abbrennen des Tempels 1972. Danach wurde der Tempel sukzessive wieder aufgebaut und wurde und wird stetig renoviert. Abgesehen von den Ausstellungsstücken und Statuen gibt es hier nichts altes mehr.

Seit 1991 ist der Tempel wieder offen für Besucher und ein buddhistischer Konvent hat sich in den Räumlichkeiten niedergelassen. Deshalb sind viele Bereiche für Touristen nicht zugänglich, wenn man aber so wie ich Glück hat und ab und an zum richtigen Zeitpunkt mal eine Tür aufgeht, kann man einen Tisch voller Mönche beim Mittagessen sehen oder eine Gruppe meditierender Mönche beim Mantras rezitieren hören. Hier wird Religion gelebt und es ist toll zu sehen, dass der Tempel eben nicht nur eine Touristenattraktion oder Geldmaschine ist.

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Bester Beweis dafür, dass hier Menschen leben? Die Wäsche hängt auch hier zum Trocknen draußen…

Nun aber zu den Herzstücken für alle Buddhisten und Touristen, die Statuen des Jing’an Tempel:

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Die Statue des Sakyamuni (der erste Buddha des Buddhismus) in der Jade Buddha Halle des Tempels. Diese Statue ist knapp 4 Meter hoch und 11000 kg schwer. Angefertigt aus burmesischer Jade ist diese Statue die größte sitzende Jadebuddhastatue des Landes. In Shanghais Jadebuddhatempel (den ich euch hoffentlich sehr bald vorstellen kann), liegt die Statue.

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In der Guanyinhalle gegenüber findet sich diese fulminante Schnitzung der Guanyin Bodhisattva, der Göttin des Mitgefühls. Sie ist eine der meistverehrtesten Gottheiten im ostasiatischen Buddhismus und wie ihr auf dem ersten Bild erkennen könnt, werden ihr auch hier im Jing’an Tempel reichlich Opfer dargebracht! Historisch überliefert, wird Guanyin mit tausend Augen (die alles Leid auf der Welt sehen können) und tausend Armen (die überall helfen können) dargestellt, hier ist es eine beeindruckende Statue aus 5 Tonnen 1000-jährigem Kampferholz, die 2,6 Meter Durchmesser und über 6 Meter Höhe aufweist.

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Das größte Herzstück des Tempels ist jedoch die Statue des Sakyamuni Buddha (s.o.) in der Mahavirahalle. Der Buddha ist aus 15 Tonnen Silber gegossen und gebettet auf einem Lotusblatt in Meditation dargestellt – und ragt dabei fast 9 Meter in die Höhe.

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Jedoch ebenso beeindruckend ist die Halle an sich. Sie ist komplett aus burmesischem Teakholz gefertigt und wird durch 46 Säulen gestützt. Das ganze ergibt eine unglaublich warme Atmospähre.

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Neben dem Buddha hängt noch dieses Goldstück, eine 3,3 Tonnen schwere Kupferglocke, die Hongwu Glocke, aus der Ming Dynastie. Hongwu war der Gründer besagter Dynastie und regierte das Land 1368-1398 als Kaiser.

Neben den Buddhastatuen gibt es auch noch die „Four Heavenly Kings“. Im Buddhismus wacht je einer von ihnen über eine Himmelsrichtung, als Beschützer der Welt und Kämpfer gegen das Böse. Weiterhin wird überliefert, dass jeder von ihnen eine Legion übersinnlicher Kreaturen befehligen kann, um den Dharma zu beschützen. Diese Jungs braucht man um sich!

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Links steht Chí Guó Tiānwáng, der König des Ostens und der Musik. Als harmonischer und beschützender König, nur mit einer Pipa (Saiteninstrument) „bewaffnet“, benutzt er seine Waffe um andere zum buddhistischen Glauben zu führen. Seine designierte Farbe ist Weiß.

Rechts steht Zēng Zhǎng Tiānwáng, der König des Südens. Er beherrscht den Wind und führt zu gutem Wachstum. Mit seinem Schwert beschützt er den Dharma und den Süden. Seine designierte Farbe ist Blau.

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Ihnen Gegenüber steht links Guăng Mù Tiānwáng, der als König des Westens „alles sieht“. Er repräsentiert den Drachen (daher die Schlange als „Waffe“), als das Auge des Himmels, sieht Ungläubige und bringt sie zum Buddhismus. Seine designierte Farbe ist Rot.

Rechts steht zu guter letzt der Chef der vier Könige, Duō Wén Tiānwáng, der Herrscher des Regen und Beschützer des Nordens. Er wird mit Pagode (gegen den Regen und als Herrschaftszeichen!) dargestellt und erinnert in der Darstellung an die altertümliche indische Gottheit des Reichtums. Seine designierten Farben sind Gelb oder Grün.

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Ein weiteres Zeichen für das Aufeinandertreffen von alt und neu ist die Friedensglocke, Peace Bell. Erst 1999 gegossen, soll sie Frieden für das 21. Jahrhundert bringen. Ihr gegenüber steht eine große Trommel – 2,2 Meter im Durchmesser mit Kuhfell bezogen. Beide Türmchen waren aber abgeschlossen, daher nur das Bild von unten auf die Glocke und keines von der riesigen Trommel.

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Und ein lachender Buddha darf auch in diesem Tempel nicht fehlen, allerdings nur ein kleiner in einer kleinen Nebenhalle.

Wie wichtig dieser Tempel für Shanghai ist, zeigt auch dass die Straße an der er steht – immerhin eine der bekanntesten Straßen Shanghais (die Nanjing Lu, auch wenn diese um den People’s Square ihre größte Bedeutung hat) – vor ihrer Umbenennung Jing’an Si Lu hieß, dass 1908 dort die erste Tramhaltestation Shanghais gebaut wurde (der Tempel als zentrales Herzstück der Stadt – sozusagen wie bei uns auf dem Dorf die Kirchen) und dass unser gesamtes Viertel (das ich euch ganz bald auch endlich im Detail vorstellen möchte) nach ihm benannt ist.

Der Jing’an Tempel, jeher ein Treffpunkt von Gläubigkeit, Besinnung und Kommerz (heute noch weit mehr Kommerz als früher, als es nur ein Markt war. Jetzt haben wir gleich mehrere riesige Shopping Malls rund um den Tempel), ist zehn Gehminuten von uns entfernt. Oder eine Ubahnstation. Wirklich ein absoluter Glücksfall, dass wir hier wohnen dürfen! Das ganze Viertel pulsiert und es gibt in jeder Straße so viel zu entdecken, dass wir gar nicht wissen, wo wir zuerst hingehen oder was wir zuerst probieren sollen.

Bei diesem Tempelbesuch gab es wieder nur Handybilder (mein Akkuladegerät für die Kamera kam erst am Freitag mit der Luftfracht) – aber ich wußte schon was sich nach dem ersten Besuch noch mehr bestätigt hat: dass ich den Tempel noch viele Male besuchen werde (er hatte schon beim Look and See Trip auf mich eine große Anziehungskraft, aufgrund der Surrealität der Lage und beeindruckenden Geschichte dahinter), das nächste Mal vielleicht mit Nic oder mit unseren Besuchern. Oder einfach für mich, mit der Kamera und einem Bündel Räucherstäbchen!